Literatur hautnah mit Susanne Huber

Susanne Huber präsentiert ihren Erstlingsroman „Und der See schweigt“ in der Schulbibliothek der HBLW Saalfelden Foto: Robert Kalss

Susanne Huber präsentiert ihren Erstlingsroman „Und der See schweigt“ in der Schulbibliothek der HBLW Saalfelden Foto: Robert Kalss

Unter dem Titel „Und der See schweigt“ veröffentlichte die nun in Linz lebende ehemalige Kollegin Susanne Huber (Schernthaner) ihren ersten Roman, der sich mit einem schrecklichen Bootsunglück auf dem Zeller See beschäftigt. In der Schulbibliothek der HBLW Saalfelden stellte sie ihr Werk vor.

Die Bootskatastrophe, die 1917 sieben Opfer forderte, von denen nie eine Spur gefunden werden konnte, beschäftigt die Autorin schon seit ihrer Kindheit. Ist doch einer der Vermissten ihr Ururgroßvater aus Thumersbach am Zeller See. Besonders aber auch das Schicksal eines Knechts und einer Magd, die nicht auf der Gedenktafel der Verunglückten an der Kapelle neben der Zeller Kirche aufscheinen, liegt der Schriftstellerin, die auch an einem Linzer Gymnasium Deutsch und Englisch unterrichtet, sehr am Herzen.

An ihrer ehemaligen beruflichen Wirkungsstätte, der HBLW Saalfelden, präsentierte sie nun den Maturantinnen und interessierten Lehrerinnen und Lehrern ihren Erstlingsroman. Von der ersten Minute an gelingt es ihr, das jugendliche Publikum in ihren Bann zu ziehen. Als Einstieg wählt sie die Schilderung einer Lawinenkatastrophe in den Dolomiten während des Ersten Weltkrieges, wo einer der Söhne der Pinzgauer Bauernfamilie als Soldat seinen Dienst ableistet. In jedem weiteren Kapitel steht ein anderes Mitglied der Familie im Mittelpunkt, im vorletzten Kapitel kommt es schließlich zur Katastrophe auf dem Zeller See, die mit einem Schlag die Hälfte der Familie ausrottet. Nach der eindrucksvollen Lesung aus dem Werk stellt sich die Autorin ihrem Publikum noch einer spannenden Diskussion über die jahrelange Arbeit am Werk und den Literaturbetrieb im Allgemeinen.

Interview mit Susanne Huber, AHS-Lehrerin und Autorin

Wie bist du auf die Idee zu dem Buch gekommen?

Schon als Kind haben meine Großeltern und meine Mutter hin und wieder von dem Unglück erzählt. Manchmal haben wir auch in Zell am See die Gedenktafel meiner Vorfahren besucht, die sich an der Außenwand der kleinen Kapelle neben der Zeller Stadtpfarrkirche befindet. Den Umstand, dass Magd und Knecht zwar auch ertrunken sind, aber auf der Gedenktafel fehlen, empfand ich als verstörend und ungerecht.

Wo hast du für die Geschichte recherchiert?

Viele Details hat mir mein Großvater erzählt, dessen bewegte Lebensgeschichte wir auch in einem Tondokument einige Jahre vor seinem Tod aufgenommen haben.  Außerdem  habe ich verschiedene Quellen zur Recherche der Lebensumstände während des 1. Weltkrieges herangezogen, vor allem Sachbücher, aber auch literarische Texte. Das Internet eröffnete eine weitere Quelle, z. B. zur Geschichte des Rainerregiments, Witterungsverhältnisse, etc. Darüber hinaus gibt das Institut für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der Uni Wien unter dem Reihentitel „Damit es nicht verloren geht“ eine Buchreihe heraus, die sich unter Anderem mit den Lebensumständen von Mägden, Knechten und ledigen Kindern beschäftigt.

Beschreibe den Prozess, bis der Roman fertig war?

Ich habe zuerst eine Übersicht aller Familienmitglieder erstellt und versucht, aufgrund der Geburts-, Heirats- und Sterbeurkunden, die ich von meinem Großvater noch besitze, die Lebensdaten zu rekonstruieren, was mir nicht bei jedem Mitglied gelungen ist. Dann habe ich zu jeder Person eine Figur erschaffen und mit Charaktereigenschaften und Ideen zu einer individuellen Geschichte versehen. Im Laufe dieser Arbeit sind Bilder von Situationen entstanden, die ich versucht habe festzuhalten. Immer wieder war die Schreibarbeit durch Recherchearbeit unterbrochen und es gab längere Pausen beim Schreiben. Die Verlagssuche war schwierig. Ich habe zahlreiche Absagen bekommen, bis ich im Frühling 2018 eine positive Antwort vom Rupertusverlag erhielt. Vom Manuskript zum druckreifen Text war es nochmals ein monatelanger Prozess, mit vielen Überarbeitungen und Gesprächen zwischen allen involvierten Personen (Verlegerin, Lektor, Graphiker, etc.).

Wie hat die Öffentlichkeit – auch im Pinzgau – das Buch aufgenommen?

Dank meiner Verlegerin und des Kulturvereins Lohninghof wurde im November 2018 eine Buchpräsentation im Lohninghof organisiert, die sehr gut besucht war. Im Vorfeld zur Präsentation erschien ein Bericht in den Salzburger Nachrichten und kurz vor Weihnachten wurde in der Ö1 Reihe „Moment Leben heute“ ein Beitrag zum Buch gesendet. Die Rückmeldungen an den Verlag und auch an mich sind durchwegs positiv, vor allem aufgrund der Darstellung der Lebensumstände während des 1. Weltkrieges.

Was bedeutet dir das Schreiben?

Schreiben hilft mir, klarer zu denken. Es ermöglicht mir, Erlebnisse und Gedanken zu verarbeiten, einzuordnen, festzuhalten und loszulassen. Gute Ideen, manchmal auch einzelne Sätze, entstehen oft während ich über eine Figur oder Situation nachdenke und dabei ganz andere, alltägliche Routinearbeiten erledige. Das Schreiben dieses Textes war auch ein zu mir selbst kommen. Ich habe versucht, meine Stimme, meinen Ton als Schreibende zu finden.

Gibt es schon Pläne für ein weiteres Werk?

Ja, ich schreibe an einem neuen Text, der ebenfalls auf einer wahren Begebenheit beruht. Die Geschichte ist im Spätherbst 1945 angesiedelt, vermutlich mit einigen Rückblenden und erzählt von zwei Buben, die sich von Ungarn auf den Weg nach Zell am See machen.